top of page
Flüssigkeitsbehälter
Thema:  Eine kurze Geschichte über eine ungeliebte Tätigkeit im Haushalt

„Hallo, du Bierglas.“

„Das heißt ‚Bierkrug‘ bitte.“

„Mir egal. Wenn ich so ein grobes Stück Geschirr wäre und noch dazu mit Henkel dran, wäre mir mein Name scheißegal.“

„Vielleicht ist DEIN Name ja ‚Scheißegal‘, wer weiß? Was willst du denn überhaupt darstellen, Giraffenhals?“

„Ich bin ein edles Rotweinglas und warte auf meine Abwäsche per Hand, nicht wie bei dir, in der Spülmaschine.“

„Ein Rotweinglas? Ihr seid doch diese Typen, die ständig absichtlich umfallen, um Flecken auf die Tischdecke zu machen. Was soll der Mist überhaupt?“

„Da können Biergläser halt nicht mitreden. Euch geht’s ja nur darum, euer blödes Bier oder Pils oder was auch immer kalt zu halten, damit sich eure Besitzer noch mehr davon hinter die Birne gießen. Ich zum Beispiel war gestern der Gastgeber eines alten Barolos, einem Traum von einem Wein. Außerdem habe ich es geschafft, nicht nur die Decke, sondern auch das Kleid meiner Besitzerin zu ruinieren.“

„Na toll. Ihr Weingläser habt echt 'nen Sprung. Alle in der Spülmaschine sagen das und sie haben recht! Übrigens ist die Spülmaschine total klasse. Alle quatschen, lachen und singen, besonders die Salatschüsseln, die alten Laberbacken, und das Besteck klappert im Takt.“

„Schaumbad zusammen mit anderem Geschirr, das ist ja widerlich! Ich werde gleich mit einem sanften Schwamm gestreichelt und getupft. Das nenne ich Luxusbehandlung.“

„Oh, da kommt Töchterchen Lisa. Vielleicht will sie ja Weingläser an die Wände werfen. Ha, ha, das wäre super!“

„Das würde dir so passen, du blöder Humpen. Die will sich bestimmt nur etwas aus dem Kühlschrank nehmen, oder Schokolade.“ 

„Ach sieh mal. Lisa nimmt meinen ‚Spezialfreund‘ Weinglas, spült ihn aus und füllt etwas Wasser ein. Jetzt bin ich aber gespannt. … Ja super: Sie fährt mit dem Finger über seinen megaedlen Rand, um ein Fiepen zu erzeugen. Ideen muss man haben! Jetzt schüttelt‘s diesen Möchtegernsnob mal so richtig durch! Tolle Show! Ach, und Mama kommt auch dazu. Jetzt geht’s wahrscheinlich ab in die Spülmaschine. … Aber warum füllt sie mich dann wieder voll, und das noch mit Wasser, statt mit Bier?“

„Gott sei Dank, Lisa macht eine Pause. Aber was passiert denn da mit meinem ‚Humpen-Kumpel‘?“

„AUFHÖREN! Was sollen denn die anderen Biergläser von mir denken. Ich bin doch keine Blumenvase! Und dann auch noch diese kratzigen Rosen!“

„Ein Bierkrug mit Blumen im Haar! Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist! Hey, macht mal 'ne Flasche Wein auf! Ich will wieder rumkleckern!“

bottom of page